© Segelflugschule Oerlinghausen 2017
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Eindrücke aus La
Motte
Entdecken Sie ein ganz besonderes Gefühl des
Segelfliegens über den beeindruckenden Höhen
der Alpen. Traumhafte Eindrücke machen dieses
Flugerlebnis für Sie mit Sicherheit unvergesslich.
Jedes Jahr in der Zeit von Mitte August bis Ende
September bieten wir im Rahmen unserer
Flugschul- Aktivitäten das Alpensegelfliegen auf
dem Segelfluggelände La Motte du Caire an.
Die Schule des Gebirgssegelflugs,
Bericht eines Teilnehmers
Für jemanden, der das „teutonische
Scheidegebirge“,
besser bekannt als
Teutoburger Wald,
schon als relativ
hohes Gelände
bezeichnet, war es
ein ziemlich großer
Schritt sich nach vielen Jahren aus den
vertrauten Gefilden um den Segelflugplatz
Oerlinghausen herauszuwagen und einen
Kursus bei der Segelflugschule Oerlinghausen in
LA Motte / Südfrankreich zu belegen. Durch die
Erzählungen der Fliegerkameraden hatte man in
den vergangenen, vom Wetter nicht gerade
verwöhnten, Segelflugurlauben in Mitteleuropa
doch den einen oder anderen Gedanken daran
verschwendet, diesen Schritt in fliegerisches
Neuland demnächst einmal zu wagen.
Nach einigem Nachfragen bei den beteiligten
Fluglehrern aus Oerlinghausen: Ingo Renner,
Christoph Schneider und Helmut Gerbig-Brathge
wurde mir bei diesen Gesprächen allmählich die
Angst genommen, den dort auf mich wartenden
Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Über
den so genannten „Buschfunk“ waren ja in
jedem Jahr beängstigend viele Unfallmeldungen
aus dem südfranzösischen Fluggebiet zu
vernehmen. Diese Berichte und das von vielen
befragten Segelflugpiloten geäußerte
Unbehagen beim Segelfliegen in den Bergen ließ
mich bis dahin immer Abstand nehmen von
einem Flugurlaub im Gebirge. Insbesondere die
Aussagen der verantwortlichen Fluglehrer aus
Oerlinghausen überzeugten mich.
Die behutsame und trotzdem strukturierte Art
und Weise, wie man von Seiten der Schule einen
Gebirgsflugneuling an die gewiss nicht einfachen
Bedingungen in La Motte heranführt, haben
letztendlich den Ausschlag gegeben, einen
entsprechenden Lehrgang über die
Segelflugschule Oerlinghausen zu buchen. Auf
Empfehlung der Schule buchte ich gleich auch
ein Zimmer auf einem nahe liegenden
Bauernhof; Gott sei Dank - die Vermieter
sprachen deutsch, also zumindest beim
Frühstück und Abendessen kein Sprachproblem!
Die Anreise per PKW war dann auch kein großes
Problem, bis auf die letzte Strecke auf einer
kleinen Nebenstraße nach La Motte mit engen
Tälern und hohen Bergen - jedenfalls für einen
Flachlandflieger wie mich.
Bei diesem imposanten Anblick stellte sich für
mich sofort die Frage: wie und vor allem wo in
aller Welt kann und soll hier ein
Segelfluggelände liegen, auf dem ich dann
möglichst entspannt zum Gebirgssegelfliegen
starten kann. Die Skepsis stieg mit jedem
Höhenmeter, der hier über die sich
dahinschlängelnden Straßen zu bewältigen war.
Dem zunächst engen Sasse-Tal folgend öffnete
sich dieses Gelände nach einigen kurvenreichen
Kilometern zu einer Talgabelung, an deren
nördlichen Verlauf der schmale Platz LA Motte
zwischen Straße und Bachlauf zu erkennen war.
Ein Campingplatz mitten im angrenzenden
Kiefernwäldchen, ein Chalet, das das Flugbüro
und einen Aufenthaltsraum für die Piloten mit
Sonnenterrasse beherbergte, zusätzlich eine
Segelflugzeughalle; das war also die mit
französischem Flair ausgestattete Ausgangsbasis
für den ansässigen Verein und die aus allen
Ecken Europas kommenden Segelflieger, die hier
für ihre schönen und weiten Flüge in die nahen
Berge der Haute Provence bzw. auch weit in die
nördlichen Bereiche der Ecrins starten.
Am nächsten Morgen durfte ich das alltägliche
Ritual des Briefings erleben, dargeboten von
Jacques Noel, der für fast Alles am Platz
zuständig ist. Neben dem besagten Briefing, in
dem er jeden persönlich mit Namen und einer
kurzen originellen Bemerkung begrüßt,
kümmert er sich um den Startablauf inklusive
Winde fahren und Rückholwagen bedienen;
dazwischen bleibt manchmal auch noch Zeit,
einen Einweisungsflug auf seinem Janus oder
der clubeigenen ASK 13 durchzuführen. Kurzum,
ohne den beiden anderen Fluglehrern Maurice
und Christian zu nahe zu treten, Jacques ist
Dreh- und Angelpunkt am Platz.
Die gemütliche Atmosphäre, die individuelle und
sehr persönliche Umgangsweise der
Verantwortlichen versprüht sofort eine
angenehme Vertrautheit und das überall
spürbare Wohlbefinden macht sicherlich eines
der Geheimnisse dieses Platzes aus. Dieser
Eindruck wird im weiteren Verlauf meines
Aufenthaltes noch durch die vielen
Bekanntschaften und Gespräche mit den dort
fliegenden Piloten verstärkt, wobei der
Nationalität oder dem Sozialstatus der Einzelnen
eine untergeordnete Bedeutung zu kam.
Jeder hilft jedem
Ohne gegenseitige Unterstützung bei der
Startvorbereitung, Fahren des Rückholwagens
und Flugzeuge aus der Bahn zu holen geht hier
gar nichts. Jacques bzw. die hilfsbereite und
charmante Präsidentin Caroline betonen das
immer wieder: Jeder dort fliegende Pilot ist
Mitglied des Aero Clubs Vol à Voile LA Motte und
nur alle gemeinsam können dafür sorgen, dass
jeder zu seinem schönen Segelflugerlebnis
kommen kann.
Dieses Grundprinzip ist überall spürbar, ob im
Flugbetrieb, oder in den allabendliche
Fachsimpelei oder den Erzählungen über die
gemachten Flugerfahrungen am
entsprechenden Flugtag. Der Zusammenhalt
wird weiterhin dadurch gefördert, dass einmal in
der Woche eine „fète“ veranstaltet wird, sei es,
dass Maurice sein „Spezial – Käse –Fondue“
zubereitet oder besagte Präsidentin Caroline
selbst beim Grillen Hand anlegt, damit alle
rechtzeitig in den Genuss der gegrillten
Spezialitäten kommen.
Diese angenehme Atmosphäre setzt sich fort in
der Art und Weise wie die Lehrer der
Segelflugschule einen Gebirgssegelflugneuling
an die wichtigen Verhaltensregeln in dieser
Region heranführen. Nach dem Windenstart mit
Ingo Renner(seit 2006 im wohlverdienten
Ruhestand) im Duo Discus und dem direkten
Annähern an den Hausberg Blachère war die mir
dann sofort in den Kopf schießende Frage, ob es
wirklich richtig war, mich zum jetzigen Zeitpunkt
meiner doch noch begrenzten
Segelflugerfahrung für diese Einweisung
entschieden zu haben. Diese zum damaligen
Zeitpunkt noch gar nicht einschätzbare
„kriminelle“ Nähe zum Hangprofil, das fehlende
Horizontbild, der damit ständig verbundene
Aufmerksamkeitswechsel, Fahrtmesseranzeige
und geplanter Flugverlauf abgestimmt auf das
Hangprofil, waren für mich eine ständige
Überforderung - ein damit verbundener
Adrenalinausstoß ohne Ende.
Allein Ingos Ruhe und Gelassenheit auf dem
Rücksitz ließen mich langsam daran glauben und
allmählich erkennen, dass dieses bodennahe
Fliegen erlernbar und kontrollierbar ist.
Nur das „Wie?“ war mir bei meinem ersten Flug
noch nicht klar, aber genau deshalb war ich ja
hier.